Jérémie Rhorer gibt sein Debüt am Opernhaus Zürich mit der Schweizer Erstaufführung von Offenbachs «Barkouf»
«Nicht wegzudenken ist das Orchester. Die Figuren auf der Bühne sind stets bemüht, mit den Musikerinnen und Musikern im Graben zu interagieren – und umgekehrt. So kommen eine Reihe von Slapstick-Momenten zustande, die teilweise kühnen harmonischen Progressionen werden schier mit Händen greifbar, die Tutti-Stellen mit dem Chor sind punktuell gar als grosses Bellen wahrnehmbar. Die Philharmonie Zürich unter der Leitung von Jérémie Rhorer versteht den Ernst der Noten sehr wohl. Würden die Walzertakte noch etwas leichter, federnder genommen, käme vielleicht Champagnerlaune auf.»
Tages Anzeiger, Simon Bordier
«Die Musik der ingesamt 18 Nummern entpuppt sich als sehr viel lyrischer als erwartet, die originale Orchestrierung ist erstaunlich nuanciert und meidet über weite Strecken alles Vordergründig-Knallige der bekannten Offenbachiaden, viele thematische Einfälle sind betörend schön und eingängig – ohne Frage: ein erstklassiger Offenbach. Wer jedoch einen Gute-Laune-Ohrwurm vom Kaliber des Cancans aus dem «Orpheus» erwartet, geht an dem Abend leer aus – der Komponist hält es hier sowieso mehr mit dem Walzertakt.
Zudem zitiert er sich – von Weber und Rossini über Meyerbeer bis zum frühen Wagner – einmal quer durch die europäische Operntradition, und das mit einem spielerischen Pluralismus, der selbst den Revolutionär Hector Berlioz überforderte: Ihn erinnere die Musik an ein Kind, «das einen Knallkörper in den Mund steckt und als Zigarre rauchen will», so stichelte ausgerechnet der Komponist der «Symphonie fantastique». Die beiden Männer wurden danach keine Freunde mehr.
Jérémie Rhorer braucht am Premierenabend mit der Philharmonia eine Weile, um die angemessene Leichtigkeit im Ton und bei den permanenten Stilwechseln zu finden. Zudem scheint das schwere Parfum der jüngsten «Walküre»-Aufführungen noch über dem Graben zu hängen. Dann aber zündet die Zigarre (zum Glück ohne Kind), und die anfangs etwas klischeehaft wirkenden Charaktere gewinnen Leben.»
Neue Zürcher Zeitung, Christian Wildhagen
«Die Philharmonie Zürich unter Jérémie Rhorer bringt diesen ganz anderen Offenbach faszinierend lebendig zu Gehör. Das muss man gesehen haben!»
Online Merker, Jan Krobot
«Für musikalischen Drive sorgt der französische Dirigent Jérémie Rhorer. Er hat das Flair, die pointierte Klangsprache Offenbachs idiomatisch und lebendig zu artikulieren, die Philharmonia Zürich folgt hellwach und nimmt sich der leichten Muse mit dem nötigen Ernst an, und das Cello darf wunderbar schwelgen. Unter Rhorers Dirigat wird hör- und spürbar, mit welcher Ambition und Meisterschaft Offenbach den Orchesterpart ausgestattet hat und die Operette, trotzd Absurdität des Stoffs, damit in die Nähe der Oper mit grossem Chor rückt.»
Rauchszeichen, Bruno Rauch
«Orchestralement en tous cas, les attentes sont comblées. Jérémie Rhorer à la tête du Philharmonia Zürich n’y va pas de main morte pour décaper Offenbach au scotch-brite de tout un imaginaire trop souvent flonflon et cotillon. La force de frappe est évidente, les sonorités sont tranchées et variées, et il n’est pas un recoin de partition où il ne tente de faire ressortir une couleur instrumentale qui aille au-delà d’un simple effet de couleur locale dans cet orientalisme de pacotille. Certaines fins de tableaux ou d’actes, à grand renfort de caisse claire, sont menées tambour battant, comme pour relayer l’urgence et l’actualité du propos, dans une cohue générale de rythmes effrénés – quitte à aller parfois même jusqu’à créer des décalages avec le plateau et les chœurs, impeccables d’engagement vocal et scénique par ailleurs.»
Bachtrack, Romain Daroles
«Jérémie Rohrer am Pult der Philharmonia Zürich leuchtet die oft unterschätzten Raffinessen Offenbachscher Instrumentationskünste aus und lässt es auch knallen, wo die Sektkorken hochgehen müssen.»
SWR 2, Bernd Künzig
«Jérémie Rhorer merkt man die Lust am Dirigieren dieses überbordenden Irrsinns an. Alles ist prallvoll. Hier sind mehr betörende Melodien enthalten, als manchem Komponisten für sein Gesamtwerk einfielen. Der Sound ist mit nichts anderem aus Offenbachs Oeuvre vergleichbar, evenso sinnlich wie staubtrocken. Dazu kommt das permanente Brodeln, Springen, Tanzen im Graben, mitunter glaubt man, dort spielten zwei Orchester gegeneinander an. Aber alles ergibt einen Sinn, aus heutiger Sicht würde man sagen, einen polystilistischen, postmodernen Sinn. 1860 muss dies ganz einfach nur der nackte Wahnsinn gewesen sein.»
Süddeutsche Zeitung, Egbert Tholl
«Finally, director Jérémie Rhorer takes charge of the evening’s musical drive. The founder of the period instruments orchestra Le Cercle de l’Harmonie leads the excellently disposed Philharmonia Zurich and the well-balanced chorus. Together they navigate the complex and varied score, aptly modulating be4tween finely swinging operetta waltzes, bel cando melodiousness and grand opera in full blast with all voices on deck.»
Seen and Heard International, Michael Fischer
«Offenbachs Partitur beinhaltet durchaus hörenswerte Musik, stellenweise geradezu kitschig schön (ist positiv gemeint!). Jérémie Rhorer am Pult der Philharmonia Zürich präsentierte sie mit Schmiss und dem Esprit (den man auf der Bühne vermisste) und wo gefordert auch mit leidernschftlicher Emphase oder lyrischer Zartheit.»
Oper aktuell, Kaspar Sannemann