Forsch tönende Bilder
"Drückt der Kopfsatz die damalige Tragik seiner Heimat aus, so tönen im Scherzo paarweise die Instrumente, formidabel artikuliert und ins Klangbild des Orchesters eingebettet. Nach dem zentralen leidenschaftlichen Gefühlsausbruch flüchtete sich Bartók weiter in eher unterschwellige Dramatik, die durch eine an Franz Lehár angelehnte Melodie karikiert wird. Zuletzt gewinnt, angestimmt von den Hörnern, kräftig tänzerische Lebensfreude die Oberhand. Alle Facetten und Nuancen wurden vom Sinfonieorchester Universität Mozarteum unter Ion Marin prächtig in aller Farbigkeit umgesetzt.
Danach erklang Modest Mussorgskys 1874 in Töne gegossener Spaziergang durch die Bilder einer Ausstellung. Die In drei Wochen entstandene Klaviersuite hat im vergangenen Jahrhundert mindesten15 Komponisten zur Umsetzung durch ein Orchester animiert. Darunter den Rimsky-Korsakow-Schüler Mikhail Tuschmalov oder Sergey Gorschakov, aber auch Dirigenten wie Sir Henri Wood, Begründer der London Proms, Leopold Stokowski oder der Pianist Vladimir Ashkenazy.
Auch hier hatte Koussewitzki seine Hände im Spiel, der Maurice Ravel mit dem damals hohen Honorar von 10.000 Dollar zur Instrumentierung überredete. Es wurde die Fassung, die Mussorgskys Werk populär machte. Wobei Ravel durchaus eigene Wege beschritt, indem er etwa eine der verbindenden Promenaden ausließ, oder den mit Bydlo (polnisch Ochs) betitelten Karren nicht von Anfang an brutal dynamisch auftreten lässt.
Mit den einfallsreich aufgefältelten, die Solisten fordernden Klangfarben sind ein Ansporn besonders für junge Ausführende – auch um „später“ im Beruf für ähnliche Aufgaben gewappnet zu sein. Vom beschwörenden Altsaxophon-Solo des Troubadours vor dem alten Schloss über die kecken Flöten der Küken in ihren Eierschalen bis hin zum aufgetürmten Schlagwerk vor dem großen Tor von Kiew: Ion Marin befeuerte mit animierenden Gesten das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum - dem entsprechende Zustimmung zuteil wurde."
drehpunktkultur.at - Von Horst Reischenböck
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